Wessobrunner Gebet

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Die um das Jahr 814 entstandene Handschrift gehört zu den frühesten bekannten Versen in baierischer Schreibsprache unter Aufnahme niedersächsischer Anklänge. Es ist wohl das älteste christliche Gedicht deutscher Sprache, ein Gebet in der Art einer Lobes- und Dankeshymne auf die Schöpfung, begleitet von Formeln, die an Zaubersprüche oder Beschwörungen erinnern.

Das in karolingischer Minuskel geschriebene Gebet fand sich in einer Pergament-Sammelhandschrift des Benediktinerklosters Wessobrunn. Wo es entstanden ist, ist nicht vollständig geklärt: neben Wessobrunn werden auch das Staffelseekloster, Augsburg oder Regensburg vermutet. Das Original befindet sich seit der Säkularisation 1803 in der Bayerischen Staatsbibliothek in München. Im kunsthistorischen Teil der Ausstellung wird das Wessobrunner Gebet als Faksimile gezeigt.

Begleitet wird es durch eine Reihe von zeitgleichen und verwandten Handschriften und Buchmalereien. Mit der Ausstellung werden Einblicke gegeben in die Zeit der Entstehung unter Kaiser Karl dem Großen (768–814), in geistige wie geschichtliche Hintergründe, sowie in das Wesen mittelalterlicher Handschriften und Schreibschulen. Mit der Ausstellung sind Teile des Prälatentraktes im Klosters Wessobrunn zugänglich.

Zeitgenössische Kunst

Die Ausstellung verbindet die Geschichte dieser außerordentlichen Handschrift mit den Werken zeitgenössischer Künstler und ermöglicht den Besuchern einen besonderen Zugang in die Vergangenheit. Die Beschäftigung mit dem Thema Buch und Schrift, die Auseinandersetzung mit Religion und Geschichte sind auch für zeitgenössische Künstler aktuell. Gerade im Zeitalter neuer Medien und massenhafter Kommunikationsmöglichkeiten ist die Sicht des Künstlers auf dieses wertvolle Kulturgut eine Möglichkeit neue Sichtweisen aufzuzeigen und Fragen zu stellen. Einige Künstler greifen alte Techniken wie Kalligraphie, Radierung, Bronzeguss oder Papierschöpfen auf. Andere nutzen moderne Bildbearbeitungsprogramme. Erweitert wird der Kreis der regionalen Künstler durch Wolf Vostell und Christoph Mauler (Leihgaben von Hubert Kretschmer, München), wodurch ein kleiner Rückblick in das Kunstschaffen der 1970er und 80er-Jahre möglich ist.

Die Ausstellung ist entstanden aus der Zusammenarbeit der Vereinigung Wessofontanum mit daem Kunstforum Weilheim. Wir danken der Handschriftenabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek, vertreten durch Frau Dr. Claudia Fabian, für die Leihgaben und der Pfarrei Wessobrunn für die freundliche Unterstützung.